Heute ist also Volkstrauertag, früher mal "Heldengedenktag"(1934–1945). Es ist ein stiller Tag, was ein Tanzverbot beinhaltet, jedoch nicht so still, dass wir nicht Kritik üben können. Also, wem gedenkt man denn heute eigentlich so? Laut offizieller Definition "Kriegstoten und Opfer der Gewaltherrschaft aller Nationen". Sehen wir uns jedoch die Gedenkkultur in unserem näheren Umfeld an, wird schnell klar warum dieser Tag zu kritisieren ist. Die meisten Denkmäler erinnern der Gefallenen der beiden Weltkriege, jedoch nicht deren zivilen Opfern. Augenscheinlich findet bei den Gefallenen keine Unterscheidung nach Dienstgrad und Zugehörigkeit statt. Es spielt keine Rolle, ob ein Soldat Mitglied der Wehrmacht oder SS war. Dem einfachen Schützen wird auf ihnen ebenso gedacht, wie einem Mitglied der Einsatzgruppen oder einem Mitglied der Totenkopfdivision. Hier wird Tätern und Opfern gleichermaßen gedacht.
Ein besonderes Stück Gedenkkultur ist der "Gedenkstein für die Bombenopfer" in der Lindenstraße. Er trägt die Aufschrift: "Am 11.04.1945 fielen dem amerikanischen Bombenterror 24 Bürger der Kreisstadt Querfurt zum Opfer". Mit dem Ausdruck "amerikanischer Bombenterror" bedient man sich hier am feinsten, geschichtsrevisionistischen Nazijargon, welcher weit von einer Aufarbeitung der NS-Zeit entfernt ist.
Man darf heute um Gefallene jeglicher Herkunft trauern, man darf heute aber auch die verpasste Aufarbeitung der dunkelsten Zeit deutscher Geschichte betrauern. Man darf betrauern, dass die Chance, ein Denkmal mit derart überholtem Wortlaut bei seiner Restauration zu verändern, nicht genutzt wurde.
Es ist doch recht beschämend, dass dieser Tag nach wie vor, zum größten Teil für nationalistische Geschichtsverklitterung genutzt wird und nicht in seiner eigentlich zugedachten Bestimmung genutzt wird.
Wir als Bündnis werden uns deshalb im kommenden Jahr auch mit der Gedenkkultur, in Form von Veranstaltungen beschäftigen und neue Impulse geben.
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